In einer Kleinstadt überzeugte mich einst ein pensionierter Gewerkschafter: Willst du die Welt verändern, musst du lokal beginnen. Gleich nach der Matura bin ich der SP Langenthal beigetreten und wurde alsbald in den Stadtrat gewählt.
In Langenthal bin ich mit zwei Brüdern aufgewachsen. Ich habe dort das Gymnasium Oberaargau besucht und zehn Jahre im Stadttheater als Platzanweiserin gejobbt. Im Gymnasium wurde ich sodann endgültig politisiert. Wir diskutierten gesellschaftspolitische Fragen oder debattierten liebend gern vor Abstimmungen – etwa über den Beitritt zur UNO oder die Volksinitiative „Ja zu Europa“. Schlechte Erinnerungen habe ich hingegen an den 18. Mai 2003: Sieben zukunftsweisende Initiativen standen damals zur Abstimmung. Doch „Strom ohne Atom – für eine Energiewende und die schrittweise Stilllegung der Atomkraftwerke“ wie auch die „Lehrstelleninitiative“ wurden abgeschmettert.
Als George W. Bush 2000 US-Präsident wurde, begann ich mich immer mehr auch für internationa-le Politik zu interessieren. Ich demonstrierte mit Freundinnen und Freunden in Langenthal und Bern gegen den Irakkrieg. Und durfte schliesslich 2008 im Rahmen eines Programms des Departement of State die Wahl von Präsident Barack Obama vor Ort mit verfolgen. Und noch heute reise ich gern, vorzugsweise mit dem Zug, durch Europa und liebe spannende Begegnungen. So arbeitete ich 2003 zwei Monate in Spanien. Im Sommer darauf unterrichtete ich als Alpschullehrerin im Berner Oberland. Oder erlebte an Silvester 2006/07 in Rumänien die EU-Osterweiterung live mit.
Der Sprung in die institutionelle Politik wurde mir schliesslich durch ein Projekt der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände ermöglicht: Die damals jüngste Nationalrätin und heutige Berner Regierungsrätin Evi Allemann und ich verbrachten 2004 ein gemeinsames Jahr als Mentoring-Paar. Die Chemie stimmte und es entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit und bis heute andauernde Freundschaft. Kurz darauf wurde ich 2006 als Jüngste in den bernischen Grossen Rat gewählt, wo ich bis zum Nachrutschen in den Nationalrat 2013 wirkte. Besonders prägend für mich waren zwei Entwicklungen: Im bürgerlich dominierten Kanton Bern war ich federführend daran beteiligt, dass wir ein vergleichsweise fortschrittliches Energiegesetz durchbrachten. Eine Mehrheit des Grossen Rates konnte ich zudem von der klimapolitischen Notwendigkeit einer Flugtreibstoffbesteuerung überzeugen. Die Standesinitiative scheiterte dann aber auf nationaler Ebene. Und nach unzähligen gescheiterten Anläufen konnten die Bernerinnen und Berner endlich ein erstes Mal über Stimmrechtsalter 16 abstimmen – auch wenn sie am Ende leider Nein gesagt haben.
Inzwischen wohne ich mit meiner Familie – drei Kinder und Partner – in Bern und Studium sowie erste Berufserfahrungen liegen längst hinter mir. Doch eines ist geblieben: Noch immer politisiere ich mit viel Herzblut.