1. Dezember 2025
Am 1. Dezember beginnt die Wintersession 2025 und es wird wieder über eine ganze Bandbreite an Geschäften diskutiert und entschieden. Im Zentrum stehen dabei vor allem finanzpolitische Fragen. Im Nationalrat steht das Budget 2026 und der Finanzplan 2027–2029 an, hier entscheidet sich, ob der Bund weiterhin in soziale Sicherheit, Klima/ Energie, Bildung, Kultur und Service public investiert oder ob weitere Kürzungen vorgenommen werden. Parallel dazu behandelt der Ständerat als Erstrat das Entlastungspaket 27, das umfangreiche Sparmassnahmen vorsieht – von der Bildung über die Forschung bis hin zu sozialen Programmen. Dieses Paket könnte gravierende Einschnitte in jene Bereiche bringen, die gesellschaftlichen Zusammenhalt und Chancengleichheit sichern, daher wird es sicher in beiden Räten hitzige und lange Debatten geben und wir werden uns gegen die Kürzungen in den erwähnten gesellschaftlich so wichtigen Bereichen einsetzen.
Ebenfalls in dieser Session im Ständerat wird die Frage diskutiert, ob Armeemunition wieder nach Hause mitgegeben werden soll – ein Hohn, während in der Schweiz 2025 schon 28 Frauen einem Femizid zum Opfer gefallen sind und der Bund nach wie vor kaum finanzielle Mittel für die Prävention zur Verfügung stellt. Eine ähnliche Thematik wird im Nationalrat zum Kriegsmaterialgesetz diskutiert, hier soll der Bundesrat zukünftig die Möglichkeit haben, von den Bewilligungskriterien für Auslandsgeschäfte abzuweichen, was die ohnehin schon laschen Ausfuhrbedingungen schwächt und den Weg von Schweizer Waffen in Kriegsgebieten weiter ebnet.
Eine wichtige soziale Vorlage, welche im Nationalrat behandelt wird, ist «"Armut ist kein Verbrechen":https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20200451», mit welcher verhindert werden soll, dass ausländische Personen, die seit zehn Jahren oder länger in der Schweiz leben und unerwartet auf Sozialhilfe angewiesen sind, deswegen ausgewiesen werden können. Jeder kann durch einen Schicksalsschlag auf Sozialhife angewiesen sein und das darf entsprechend nicht ausschlaggebend sein für eine Ausweisung.
Weiter steht eine wichtige energiepolitische Vorlage auf der Traktandenliste: die Beschleunigung beim Aus- und Umbau der Stromnetze. Die Änderung des Elektrizitätsgesetzes hat das Ziel, den Ausbau des Netzes zu beschleunigen. Das ist für die Energiewende und eine sichere Stromversorgung zentral. Der Ausbau der erneuerbaren Energien darf nicht durch fehlende Kapazitäten im Stromnetz gebremst werden. Der Netzaus- und -umbau muss aber auch weiterhin mit Rücksicht auf die Biodiversität erfolgen.
Das ganze Programm der Session ist – wie immer – hier zu finden
8. September 2025
Die Herbstsession ist gestartet und verspricht intensive Debatten: Von der Energiewende über die Stärkung der Demokratie bis hin zu Sozial- und Migrationspolitik stehen zentrale Weichenstellungen an. Beschleunigungserlass Energie, Stärkung der politischen Bildung, Umsetzung der 13. AHV-Rente sowie Vorlagen zu Kartellrecht, kollektivem Rechtsschutz etc. werden zeigen, wie wir unsere Gesellschaft ökologisch, demokratisch und solidarisch gestalten.
Ein zentrales Geschäft ist wiederum der Beschleunigungserlass. Mit dieser Vorlage will der Bund die Verfahren für erneuerbare Energieprojekte beschleunigen. Heute dauert es häufig über zehn Jahre, bis ein Projekt realisiert werden kann – weil die Verfahren schlicht zu lange dauern. Der Beschleunigungserlass setzt hier an: Bewilligungen sollen stärker gebündelt und Einsprachen auf eine kantonale Instanz beschränkt werden. Der Erlass soll die Energiewende beschleunigen, denn sie ist zentral für den Klimaschutz und die Versorgungssicherheit. Gleichzeitig darf aber die demokratische Mitsprache der Bevölkerung und Verbände nicht übergangen werden. In der Herbstsession geht es um die letzten Differenzen und um die Frage, ob am Ende ein ausgewogener Kompromiss gelingt.
Ein zweiter Schwerpunkt betrifft die Demokratie selbst. Im Rahmen der Revision des Bundesgesetzes über die politischen Rechte wird auch diskutiert, ob die politische Bildung gestärkt werden soll. Die breit abgestützte Minderheit fordert, dass die Förderung der politischen Bildung und Demokratieförderung gesetzlich verankert wird. Denn Demokratie lebt von Teilhabe, und Teilhabe braucht Chancengleichheit beim Zugang zu Information und Bildung. Politische Bildung ist deshalb kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für eine lebendige Demokratie.
Im Bereich der Wirtschaftspolitik ist die Revision des Kartellgesetzes von Bedeutung. Für mich ist klar, dass das Kartellgesetz nicht geschwächt werden darf. Immer noch gibt es in der Schweiz zu hohe Preise, weil Unternehmen Absprachen treffen oder ihre Marktmacht missbrauchen. Die Leidtragenden sind die Konsumentinnen und Konsumenten. Ein starkes Kartellgesetz ist deshalb ein Mittel, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu schützen und fairere Märkte zu schaffen.
Dazu passt die Debatte im Ständerat über den kollektiven Rechtsschutz. Die längst fällige Einführung von Sammelklagen würde es Betroffenen ermöglichen, gemeinsam gegen Konzerne vorzugehen, wenn diese ihre Rechte verletzen – sei es durch überhöhte Preise oder fehlerhafte Produkte. Heute ist das Risiko für Einzelpersonen oft zu hoch, um alleine zu klagen. Aus unserer Sicht ist der kollektive Rechtsschutz daher ein wichtiger Fortschritt für mehr Gerechtigkeit und eine längst überfällige Stärkung der Konsument*innenenrechte.
Besonders heikel ist die Kündigungsinitiative der SVP, die ebenfalls beraten wird. Sie verlangt, dass die Schweiz die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union einseitig kündigt. Die Initiative setzt auf Abschottung und Ausgrenzung und ist ein Frontalangriff auf die internationale Zusammenarbeit der Schweiz. Diese Initiative ist gefährlich und muss mit aller Entschiedenheit bekämpft werden – im Interesse der Arbeitnehmenden und einer offenen Gesellschaft.
Weiter kommt es zur Debatte um die Umsetzung der im letzten Frühjahr angenommenen Volksinitiative für eine 13. AHV-Rente. Die Initiative ist ein historischer Erfolg für alle Rentnerinnen und Rentner, die endlich eine spürbare Verbesserung ihrer finanziellen Situation erhalten. Nun geht es um die konkrete Finanzierung. Die 13. AHV-Rente muss zügig umgesetzt und gerecht finanziert werden. Das bedeutet: keine neuen Belastungen für Arbeitnehmende und junge Generationen, sondern ein stärkerer Beitrag derjenigen, die über hohe Einkommen und Vermögen verfügen. Die AHV bleibt das solidarische Herzstück der Altersvorsorge – und mit der 13. Rente wird dieses Herz gestärkt.
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1. September 2025
Im September stimmen wir über zwei nationale und eine kantonale Vorlage ab: Im Kanton Bern will die Miet‑Initiative mit der Offenlegung der Vormiete beim Mieterwechsel Transparenz schaffen, um missbräuchliche Mieterhöhungen zu verhindern und bezahlbaren Wohnraum zu sichern – das ist im Moment dringend nötig! National geht es einerseits um die Abschaffung des Eigenmietwerts und Einführung einer Zweitwohnungsteuer, welche vor allem Reiche begünstigt und die breite Bevölkerung belastet – dazu sage ich klar Nein. Andererseits stimmen wir über die Einführung eines freiwilligen, kostenlosen und vom Bund betriebenen digitalen Ausweises für sicheren Zugang zu Online-Behördendiensten ab, was den Kontakt mit Behörden für viele Menschen erleichtern kann.
Ja zur kantonalen Miet-Initiative
Die Mieten im Kanton Bern steigen seit Jahren unaufhaltsam – in den letzten 20 Jahren um rund 30 %. Wohnungsmangel und steigende Nebenkosten verschärfen die Lage zusätzlich. Die Miet‑Initiative setzt hier an und fordert transparente Vormieten: Vermieter:innen müssen beim Mieterwechsel die bisherige Miete offenlegen.
Das ist ein einfaches, wirksames Mittel gegen missbräuchliche Mieterhöhungen, weil diese so leichter erkannt, überprüft und angepasst werden können. Für mich ist klar: Wer Transparenz schafft, sorgt für faire Mieten und bezahlbaren Wohnraum – deshalb sage ich Ja.
Nein zum Systemwechsel bei den Liegenschaftssteuern
Was auf den ersten Blick nach Steuervereinfachung klingt, entpuppt sich als einseitige Entlastung der Reichsten: Der Wegfall des Eigenmietwerts entlastet vor allem Menschen mit mehreren Liegenschaften. Gleichzeitig müssten viele Haushalte deutlich mehr Steuern zahlen – im Schnitt bis zu 500 Franken pro Jahr.
Noch schlimmer: Die Steuerverluste für Kantone und Gemeinden betragen insgesamt über 2 Milliarden Franken jährlich. Das gefährdet zentrale Leistungen wie Bildung, ÖV, Prämienverbilligungen und Kita-Angebote. Ich finde: Ein solches Steuergeschenk auf Kosten der Allgemeinheit ist unsozial und unsolidarisch – deshalb stimme ich klar Nein.
Ja zur staatlichen E-ID
Die neue E-ID ist ein Fortschritt: Sie ist staatlich, freiwillig, kostenlos und sicher. Im Gegensatz zur gescheiterten Vorlage von 2021 wird sie nicht von privaten Firmen, sondern vom Bund herausgegeben – was die digitale Selbstbestimmung stärkt.
Die neue E-ID schafft den Zugang zu wichtigen Online-Diensten des Staates, schützt unsere Daten und fördert den digitalen Service public. Für mich ist klar: Eine demokratische und gerechte Digitalisierung braucht staatliche Verantwortung – deshalb sage ich Ja.
31. August 2025
Ich bin in Langenthal aufgewachsen und selber Mutter. Das Spital und die Geburtshilfe sind ein wichtiger Teil der Region und ihrer Gesundheitsversorgung. Es ist ein Ort, dem Menschen vertrauen – in guten wie in schwierigen Momenten. Umso erschütternder ist es, dass die Geburtshilfe in Langenthal bereits Ende September 2025 eingestellt werden soll. Die Geburt eines Kindes ist ein einmaliger Moment im Leben – er verdient Nähe, Sicherheit und kompetente Betreuung. Eine Geburtshilfe vor Ort ist dafür unverzichtbar.
Die Schliessung der Geburtshilfe in Langenthal hätte weitreichende Folgen für die gesamte Region. Schon der Verlust der Versorgungssicherheit wiegt schwer: Jede zusätzliche Minute auf dem Weg ins nächste Spital bedeutet weniger Zeit für medizinische Hilfe – in der Geburtshilfe kann das im Notfall lebensgefährlich sein. Gleichzeitig würde sich die bestehende Ungleichheit zwischen Stadt und Land verschärfen. Bereits heute bestehen deutliche Unterschiede in der medizinischen Versorgung, und mit der Schliessung würde diese Lücke weiter wachsen – zum klaren Nachteil für Frauen und Familien im Oberaargau.
Darüber hinaus ginge mit der Aufgabe der Abteilung wertvolle Fachkompetenz verloren. In Langenthal arbeitet ein eingespieltes Team aus Hebammen, Ärzt:innen, Pflegefachpersonen und Stillberaterinnen eng zusammen – eine Qualität, die nicht einfach an einen anderen Ort verlagert werden kann. Auch das Vertrauen in die Gesundheitsplanung stünde auf dem Spiel. Das Spital Langenthal geniesst seit Jahren hohes Ansehen; die Streichung der Geburtshilfe würde nicht nur die Akzeptanz des gesamten Spitals schwächen, sondern auch das Vertrauen in die kantonale Gesundheitspolitik nachhaltig erschüttern.
Schliesslich ist zu befürchten, dass die Entscheidungsprozesse erneut intransparent verlaufen. Wie schon bei der Schliessung in Frutigen werden Alternativen offenbar nicht ernsthaft geprüft und die betroffene Bevölkerung, die Gemeinden sowie das Fachpersonal zu wenig einbezogen. Ein solches Vorgehen darf sich in Langenthal nicht wiederholen.
Geburtshilfe ist keine Nebensache, sondern Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie gehört in jede Region – gerade in eine wie den Oberaargau, die auf Zusammenhalt und verlässliche Strukturen angewiesen ist. Wer Langenthal die Geburtenabteilung nimmt, schwächt nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch das Vertrauen in die Politik.
2. Februar 2025
Was Gleichstellung anbelangt, ist und war die Schweiz stets spät dran: Das Frauenstimmrecht wurde erst 1971 eingeführt, die Mutterschaftsversicherung gibt es immerhin seit 2004 und Lohngleichheit ist noch immer Wunschtraum. Es erstaunt also nicht, dass leider auch punkto Sport die Anliegen von Frauen lange nicht ernst genommen wurden. Gerade Fussball war laut der Historikerin Marianne Meier eine traditionelle Männerdomäne und Frauen hatten es hier besonders schwer, sich durchzusetzen. Umso mehr freut es mich, dass die Fussball-EM 2025 der Frauen in der Schweiz stattfindet – am 2. Juli ist endlich Anpfiff.
Fünf Monate vor dem Start der Frauenfussball-EM hier darum ein paar Lektüre-Tipps für Jung bis Alt zum runden Leder, die auch mich in den letzten Wochen und Monaten begeistert haben. Dies vor allem auch im Wissen darum, wie wichtig Vorbilder für unsere Kinder sind (und wie wenig nicht stereotype Literatur es für fussballbegeisterte Mädchen noch immer gibt):
- Wunderschön erzählt von Martina Wildner: Die Geschichte von Joe, welche die beste Fussballerin aller Zeiten werden will, im Roman Der Himmel über dem Platz.
- Im Mittelpunkt des Kinderbuchs Mach’s wie Abby, Sacha! von Bänz Friedli stehen zwei Geschwister. Klar, dass das Mädchen Fussball spielt und der Junge lieber reiten geht.
- Noch Zweifel? Das Kinderbuch Fussball Academy 4: Ein eiskalter Winter macht klar, dass das Spiel mit dem Ball nicht nur ein Sport für Jungs ist.
- Geschenkliste für Weihnachten 2025 noch leer? Mein Tipp für den ersten Eintrag: Diese wunderbare Weihnachtsgeschichte.
- Ebenfalls eine gute Geschenkidee: Das Malbuch für die EM.
- Wer an der EM mit historischen Fakten punkten will, dem sei das Goldene Buch des Schweizer Frauenfussballs von Seraina Degen und Daniel Schaub ans Herz gelegt.
- Die Biografie der US-Fussballerin Megan Rapinoe wiederum hat mich tief beeindruckt.
- Ebenso die Biografie der deutschen Fussballerin Alexandra Popp.